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Zu Gast bei… Johann Gerdes zur Schnepfenjagd

Jaeger mit Schnepfe
– © Florian Standke

Text: Redaktion Unsere Jagd

Ostfriesland ist immer eine Reise wert. Land und Leute sind einfach speziell – so auch unser Gastgeber. Im Moor ging es auf Niederwild und Sauen! Was will man mehr?

So gut wie seine Westentasche kennt Johann Gerdes das Stapeler Moor. „Besser noch“, sagt Kollege Schätze und lacht. Er muss es wissen, denn Christian kennt den Ostfriesen schon viele Jahre. Und das Stapeler Moor auch. Im Gegensatz zu mir. Während der Autofahrt habe ich viele Jagdgeschichten gehört und kann es nun kaum erwarten, selber in dieser einmaligen Landschaft zu jagen.

Als wir am Vorabend der Treibjagd endlich in Ostfriesland ankommen, gibt es bei Johann und Gisela im „Lütje Café“ erstmal typischen Ostfriesentee. „Mit Kluntjes und Wölkchen“, erklärt Johann und fügt dem Ostfriesentee ein Stück braunen Kandis sowie Sahne hinzu. „Halt, nicht umrühren! Man trinkt den so. Die Süße vom Kandis kommt dann erst unten“, erklärt der 72-Jährige. Wir legen unsere Löffelchen vorsichtig auf die Untertassen des mit Wasserwild verziertem Teeservice. 

Zu jeder Trophäe eine Geschichte

Im riesigen Gastraum des „Lütje Café“ (Anm. der Red.: „Kleines Café“) gibt es zahlreiche Trophäen zu bestaunen, die sich in Johanns ereignisreichen Jägerleben angesammelt haben. Zu jeder hat der Gastgeber eine Geschichte parat. Trophäen sind eben nicht nur Hingucker, sondern auch ganz spezielle Erinnerungsstücke. Was sein erstes Stück Wild gewesen sei, fragt Christian, während wir unsere Blicke schweifen lassen. „Ein Birkhahn. Den habe ich hier im Moor geschossen“, antwortet der Ostfriese. Donnerwetter! 

Nächsten Morgen ist es endlich so weit. Der ersehnte Jagdtag bricht an. „Wir machen im ersten Treiben eine Art Kombijagd“, erklärt der Ostfriese während der Ansprache. Etwa 30 Jäger haben sich versammelt. „Die Durchgeher jagen mit Flinten auf Niederwild. Es werden hauptsächlich Schnepfen, Hasen und Füchse vorkommen. Die Vorstehschützen führen Büchsen. Wir müssen beim Schwarzwild unbedingt noch Strecke machen. Danach folgen drei reine Niederwildtreiben und abends noch eine Gänsejagd“, fügt er hinzu. „Junge, das wird nicht langweilig heute“, sagt Kollege Schätze.

Ich habe das Glück, als Durchgeher mit von der Partie zu sein. Christian begleitet zunächst den Gastgeber auf den Drückjagdbock. Zwar bin ich passionierter Sauenjäger, doch auf Schwarzkittel kann ich in Berlin und Brandenburg reichlich weidwerken. Insgeheim hoffe ich, meine erste Schnepfe zu erlegen. Ein jagdlicher Traum würde sich erfüllen. „Die triffst Du eh nicht“, hatte mich Christian auf der Hinfahrt geneckt. Und ganz ehrlich: Das könnte gut sein! Aber die Hoffnung stirbt zuletzt. Frohen Mutes geht es auf zum ersten Treiben, denn dort sollen reichlich Schnepfen vorkommen.

Johann Gerdes
Johann Gerdes – © Christian Schätze

Als die zehn Schützen der Treiberwehr im Moor Aufstellung genommen haben, geht es los. Es dauert nicht lange, bis die ersten Schüssen und auch Schnepfen fallen. Zu meiner rechten läuft Jochen – ein erfahrener Schnepfenjäger und sehr guter Flintenschütze. Sein Labrador arbeitet vor ihm im Bentgras. Viel Wasser steht dieses Jahr im Moor. „Du musst höllisch auf die Moorlöcher aufpassen, sonst bist Du plötzlich bis zum Bauch weg“, erklärt Jochen und tastet sich langsam voran. Mein Jagdfreund und linker Nachbar Vural macht Mitte des Treibens Bekanntschaft mit einem dieser Löcher. Er nimmt es sportlich. Die zahlreich vorkommenden Schnepfen lassen Einiges vergessen.

Schnepfe auf dem Silbertablet

Auf dem Weg zum zweiten Treiben sieht Jochen eine Schnepfe am Wegesrand einfallen. „Florian, komm her. Da vorn sitzt ‚Deine‘ Schnepfe“, sagt Johann. 

Gemeinsam mit einem Hundeführer gehe ich langsam zu besagter Stelle. Wohl ist mir dabei nicht, denn fast die gesamte Corona steht hinter mir und beobachtet mein Tun. „Das kann eigentlich nur schief gehen“, denke ich. Als die Schnepfe hoch geht, backe ich an und schieße. Der erste Schuss geht fehl, der zweite trifft den Vogel mit dem langen Gesicht. Gottseidank! Stolz nehme ich den Vogel vom Hundeführer entgegen. Meine erste Schnepfe! Ein Vollpräparat soll es werden. 

Bei den nächsten Treiben kommt noch weiteres Niederwild zur Strecke. Am Ende liegen fast 20 Schnepfen, ein paar Hasen sowie Füchse. Ein Reh komplettiert die bunte Strecke. Nur die Schwarzkittel haben sich rar gemacht. Auch die Gänsejagd am Abend ist erfolgreich. Beim anschließenden Schüsseltreiben lassen wir nicht nur den Jagdtag Revue passieren. Die Strecke wird unter allen Jagdteilnehmern verknobelt. Andere Länder, andere Sitten.

Florian Standke mit Schnepfe

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